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PicoPix von Philips – Der Test

PicoPix von Philips - Der Test

Schon vor einiger Zeit habe ich euch den Philips PicoPix vorgestellt, den Matze und ich beim Screeneo Event zumindest sehen konnten. Jetzt habe ich auch ein Exemplar bekommen, dass ich ausführlich unter die Lupe genommen habe.

Konzept

Unter der Bezeichnung PicoPix finden sich bei Philips eine ganze Reihe Mini- bzw. Pocket-Beamer. Insgesamt neun Modelle umfasst die Produktpalette. Los geht es bei 30 Lumen bis rauf zu 100. Ich hatte eines der Topmodelle (PPX3610) zum Test bekommen. 100 Lumen, WiFi, Android, DLNA, bis zu 120“ Bilddiagonale und 2 Stunden Akkulaufzeit, damit lässt sich doch was anfangen, oder? Einziges Feature, das ich nicht hatte, war der integrierte DVB-T Empfang, worauf ich aber gerne verzichte. Je nach Vorlieben und Verwendungszweck ist sicher für jeden etwas dabei, ich muss allerdings sagen, dass mich nur die größeren Modelle interessiert haben, da ich 30 Lumen einfach für zu wenig halte. Auch bei 100 habe ich mir schon Mühe gegeben, den Raum möglichst dunkel zu bekommen um ein wirklich großes Bild realisieren zu können.

Preis

Die Preisspanne bei Amazon reicht von knapp 180€ für das kleinste Modell PPX2230 (30 Lumen) bis hin zu 480€ für den ganz großen PPX3610TV (100 Lumen, TV über DVB-T, Wifi). Der von mir getestete PPX3610 liegt bei knapp über 400€.

Anschlüsse

Erst mal wichtig: Was kann man alles anschließen? Im Lieferumfang war ein Mini-HDMI auf HDMI Kabel dabei, einen SD-Karten Slot hat er auch, mit WiFi lässt sich direkt auf Youtube oder DLNA Server zugreifen. Damit ist er auf dem Papier schon sehr anschlussfreudig, doch wie schaut es bei mir in der Praxis aus? Generell sollten zwei Einsatzzwecke unterschieden werden. Der Einsatz als Beamer für Zuhause und der Einsatz im geschäftlichen Alltag. Gerade wenn man auf dem Weg zu Kunden ist, trifft man häufig auf unterschiedlichste Situationen vor Ort und ist gewzungen, sich daran anzupassen. Hier schafft der PicoPix Autonomie. Heute haben viele Notebooks bereits einen HDMI Anschluss und so heißt es, zumindest bei geladenen Akkus, Notebook raus, Beamer raus, ein Kabel anstecken und auch im Konferenzraum zumindest mal 40-80cm Bilddiagonale gut lesbar an die Wand werfen. Recht größer wird das Bild nicht werden, denn hier limitieren die 100 Lumen. Windows Nutzer wird freuen, dass man über spezielle Treiber den Beamer per WiFi direkt als Bildschirm ansprechen kann, so entfällt auch noch das Kabel weg und man ist noch flexibler.

Der PicoPix ist durchaus anschlussfreudig

Für den Einsatz zu Hause ist die Frage, wie viel Flexibilität ihr benötigt, denn hierin liegt ganz klar seine Stärke. Wollt ihr regelmäßig mit verschiedenen Zuspielern in unterschiedlichen Räumen ein großes Bild genießen? Den Beamer auch mal schnell und unkompliziert zu Freunden mitnehmen? Dann ist er was für euch, einfach nur an die Decke hängen, dafür ist er eher nichts, dazu aber mehr bei der Bildqualität oder schaut ganz unten bei den Vor- und Nachteilen.

Heutzutage lassen sich übrigens auch die meisten Telefone und Tablets (sowohl Android als auch iOS) über HDMI anschließen. Gerade bei Android ist es allerdings wichtig, auf das richtige Kabel zu achten, da hier sowohl MHL als auch Slimport (vor allem Nexus Geräte) zum Einsatz kommen. Somit müsst ihr nicht mal ein Notebook mitnehmen. PicoPix und Tablet reichen aus für die Präsentation oder den spontanen Video-Abend an der Wohnzimmerwand.

Auf der Unterseite befindet sich ein Fotogewinde, so dass man jedes handelsübliche Foto-Stativ nutzen kann, um den Beamer zu positionieren. Bei mir hing er im Test via Gorilla-Pod an einem Weinflaschen-Gestell. Funktioniert prima, das man da auch gleich diverse Kabel „aufräumen“ kann.

Über eine Docking Station kann die Akku-Laufzeit verdoppelt werden und aus 1W Lautsprechern werden 2W Lautsprecher.

Bildqualität

Winzig kleine Projektoren, die mit 2 Stunden Akku betrieben werden können, flexibel in den Anschlüssen sind, deren Lampen mehrere 10.000 Stunden halten und nun auch noch so lichtstark sind, dass man endlich damit was anfangen kann? Wo ist der Haken? Der ist leider immer noch die Bildqualität und das nicht nur bei Philips. Versteht mich nicht falsch, selbst bei über 2m Bilddiagonale, die ich beim Testen erzielen konnte ist das Bild wirklich gut. Die Farben sind schön, Kontrast und Farbwerte sind besser als bei meinem alten Mini-Beamer, aber die Auflösung liegt halt einfach nur bei 854*480 Pixel. Egal welchen HD Inhalt man da hin schickt, er wird matschig. Schließt man ein Notebook an und hat kleine Schriften, sind die sehr schwer lesbar. Das kann man auch nicht schön reden. Man hat also die Wahl zwischen dem meist kleineren Fernseher und gestochen scharfem Full HD Bild und einem sehr großen Bild, er schafft ja immerhin über 3m, dafür aber mit Einbußen bei der Bildqualität.

Bedienung

Bei der Bedienung technischer Geräte spielen zwei Komponenten eine Rolle. Die Interface-Hardware, also die Tasten, die die Befehle entgegen nehmen sowie das Menü. Der PicoPix hat ein Touchpad, welches als Maus und Scrollbar dient und läuft auf Android (4.2).

Touchpad

Zu Beginn etwas ungewohnt ist die Tatsache, dass das Touchpad auch wirklich einen Mouse-Courser bewegt. Man kann also entweder mit der Maus herum fahren und per Scrollbars an den Seiten des Trackpads direkt Icons anspringen. Geklickt wird per Tipp auf das Pad. Die Bedienung gestaltet sich damit äußerst einfach und mir fällt nichts ein, wie man das noch verbessern könnte. Je nachdem, wie der Mini-Beamer montiert ist, wackelt das Bild natürlich ein wenig, wenn man das Trackpad nutzt, aber auch hierfür gibt es eine tolle Lösung. Mit der kostenfreien App wird das Tablet/Handy schnell zum Ersatztrackpad. Das bietet sich auch an, wenn der Beamer an der Decke hängt oder man einfach nicht vom Sofa aufstehen will. Die Bedienung läuft dabei wirklich flüssig, ich habe lediglich festgestellt, dass man die App auch schließen sollte, wenn man den Beamer aus macht. Macht man das nicht, kommt es mit der Zeit zu Verzögerungen der Eingabe auf dem PicoPix.

Android

Lobenswert ist, dass Philips dem kleinen Lichtwunder Android spendiert hat, statt selbst etwas komplett neues zusammen zu zimmern. Wer mit einem Android Telefon oder Tablet zurecht kommt, sollte auch hier mit der Bedienung keine Probleme haben. Die Benutzeroberfläche ist speziell für den Projektor angepasst aber ebenso leicht zu nutzen. Der große Vorteil ist natürlich das nachträgliche installieren von Apps. Nun kommt allerdings auch der Wermutstropfen. Das verwendete Android 4.2 ist nicht sonderlich frisch. Updates wären möglich, ich halte es aber für unwahrscheinlich, dass da noch ein 4.4 Update erscheint. Auch fehlt der Google Play Store, was heißt, Apps können nur umständlich über USB Stick installiert werden und bei weitem auch nicht alle. Watchever oder andere VOD Dienste bekommt man vermutlich nicht auf den Projektor (habe Watchever getestet und bin gescheitert). Damit wäre er wirklich eine Entertainment Wunderwaffe. Für den Business-Alltag ist aber z.B. ein Office Viewer installiert, so dass Powerpoint Präsentationen direkt von SD Karte abgespielt werden können. Dank Akku braucht man beim Kundentermin so nur noch eine weiße Wand und nicht mal mehr ein Notebook.

Ton über externe Lautsprecher

Der PicoPix hat zwar integrierte Lautsprecher (1 Watt Soundbar), die vielleicht für ein kleines Video im Kundengespräch ausreichend sind, doch spätestens wenn es an große Hollywood Blockbuster geht und der Mini-Beamer vielleicht noch hinter einem steht, stoßen diese an ihre Grenzen.

Euch stehen zur Lösung mehrere Möglichkeiten zur Verfügung.

Der Zuspieler (BluRay Player, Apple TV, Notebook, etc.) haben einen weiteren Audio Ausgang, den ihr direkt an eine Soundanlage anschließen könnt oder ihr nutzt den 3,5“ Klinke Stecker, der den Ton weiter gibt. Hier können dann auch tragbare Lautsprecher zum Einsatz kommen, wie man sie bei Mobiltelefonen immer beliebter werden. Schön wäre es, wenn der PicoPix dafür Bluetooth unterstützen würde, so dass man sich das Kabel sparen kann, doch diese Funktion bieten die aktuellen Modelle leider nicht.

Eine Kleinigkeit ist mir aufgefallen, die ich bisher nicht klären konnte.
Setup: PicoPix über HDMI an Apple TV, Ton über Klinke vom Beamer zu Lautsprechern und eine Serie / einen Film über die Watchever App. Hier habe ich massive Tonaussetzer. Wenn ich bei gleichem Setup Trailer anschaue über das ATV oder über DLNA streame geht der Ton perfekt. Sollte jemand eine Idee haben, freue ich mich auf Input. Ich schiebe es einfach mal auf die Watchever App bisher.

Akku und Batterielaufzeit des PicoPix

Natürlich steht und fällt es bei einem mobilen Beamer mit der Akkulaufzeit. Ich habe das in folgendem Aufbau mal getestet: PicoPix mit USB Stick und voller Lautstärke laufen lassen, bis er sich abgeschalten hat. Das Video war eine mkv Datei und da bin ich auf eine Laufzeit von knapp über einer Stunde gekommen. Hierbei muss natürlich der USB Stick zusätzlich mit Strom versorgt werden und die Konvertierung der mkv benötigt deutlich mehr Rechenleistung (und Strom) als die HDMI-Wiedergabe. Die 2 Stunden scheinen also realistisch zu sein, allerdings nur, wenn nicht zu viel Rechenleistung gefragt ist. Der Akku ist fest eingebaut und kann nicht ausgetauscht, allerdings durch das zusätzliche Dock erweitert werden.

DLNA und USB Nutzen

Sehr schön für Zuhause ist natürlich die Funktion, komplett ohne Kabel Inhalte abzuspielen. Per WiFi kann der PicoPix direkt vom heimischen Medienserver Inhalte abgreifen und diese wieder geben. Das Funktioniert auch ganz gut, allerdings abhängig von den Dateien. Ab einer gewissen Größe der Dateien wird es schwierig, was bei mir aber vermutlich an der Übertragungsrate des W-Lan liegt.

Der PicoPix hat gleich zwei USB Anschlüsse. Einen Minu-USB zum Laden und zum kopieren von Inhalten auf den internen 4GB Speicher, einen normalen USB 2.0 Port für USB Sticks. Selbst der Betrieb von externen Festplatten ist möglich. Hierfür habe ich eine Western Digital 2,5“ USB 3.0 Platte angeschlossen. Kein Problem mit dem Strom, selbst bei Akkubetrieb. Weder beim Stick, noch bei der Platte ergaben sich Probleme, Filmdateien abzuspielen, es läuft flüssig und man ist extrem flexibel. Beamer auf den Tisch, an der Wand ausrichten, Stick rein und los-schauen.

USB-Stick rein, aufstellen und los geht es!

Ideal geeignet ist der USB-Slot übrigens auch, um einen Chromecast mit Strom zu versorgen. Dabei wird der Chromecast via HDMI-Verbinder an das mitgeliferte Kabel angeschlossen, Strom kommt vom PicoPix. Bei den Fortschritten, die Google mit der Software macht, könnte so ein wahres Multimedia-Wunder entstehen

Geräuschentwicklung

Was mich erstaunt und definitiv Punktabzug gibt, ist die Geräuschentwicklung. Der Kleine kann richtig laut werden. Die LEDs entwickeln mehr Wärme, als ich dachte. Solange im Film Sound da ist, fällt das natürlich nicht auf, aber bei sehr stillen Szenen kommt es zum Tragen.

Eignung für das Heimkino

Meiner Meinung nach liegt die Stärke der PicoPix Reihe in der Flexibilität, nicht im Heimkino Bereich. Für ein wenig mehr Geld sollte man einen Projektor bekommen, der nahezu geräuschlos funktioniert und Full HD unterstütz. Für Zuhause ist die Bildqualität einfach das wichtigste und das ist ja das größte Problem des Taschen-Beamers. Keystone/Trapez-Einstellungen sucht man auch vergeblich und so denke ich nicht, das man mit diesem Gerät glücklich wird, sollte man sich dazu entscheiden, einen Projektor fest an die Decke zu hängen.

Eignung für den Business-Einsatz

Die Schwächen im Heimkino Bereich macht der PicoPix im Business Einsatz problemlos wett. Der Akku macht ihn unabhängig vom Strom, das Notebook, Tablet oder Handy ist über HDMI (oder sogar WiFi) blitzschnell angeschlossen und man erreicht zwar selten die maximalen 3,05m Bilddiagonale, aber in einem Meeting ist es immer besser, man wirft eine Präsentation an die Wand als dass 4 oder 5 Leute vor einem Notebook-Display kuscheln und darauf starren. Unter 0,5 kg inkl. Anschlusskabel fallen im Gepäck eines Außendienstlers nicht wirklich auf. Daten direkt von der SD-Karte abspielen ist natürlich auch besonders im Business Einsatz sinnvoll. Standard Präsentationen, Produkt- und Image-Videos drauf und das Notebook kann erst mal in der Tasche bleiben.

Vorteile

-Klein
-flexibel im mobilen Einsatz
-Akkubetrieb bis zu 2 Stunden möglich
– Für die Größe eine gute Lichtleistung

Nachteile

-Auflösung gering
-Geräuschentwicklung
-Nicht gut geeignet für Festinstallation

Fazit zum Philips PicoPix

Ich denke für den mobilen Einsatz im Geschäftsleben ist der PicoPix der Begleiter, den man sich wünscht. Souverän beim Kunden, entspannt im Hotel noch einen Film ansehen. Für das Heimkino eignet er sich nicht sonderlich. Die Entwicklung in den letzten Jahren ist gigantisch, der kleine hat schon sehr viele Features drin und eine gute Qualität, ich zögere aber noch, ihn zu kaufen. Zum einen, weil ich bei mir keine freie und gerade Wand in der Wohnung habe (Dachgeschoß), zum anderen, weil er für die Festinstalltion nicht die erste Wahl ist. Sollte ich mobil mal öfter einen Projektor brauchen, steht er ganz oben auf der Liste.

Fragen und Anregungen? Ich freue mich über eure Kommentare!

josef